Klaussteinkapelle

Oberhalb des Ailsbachtals und der Sophienhöhle am steil abfallenden Felsen gelegen, grüßt weit ins Tal sichtbar die Klaussteinkapelle. Bereits 1139 wird eine Burgkapelle in der Burg derer von Ahorn mit einem dem Heiligen Nikolaus geweihtem Altar urkundlich genannt. Nach hat auch der Ort seinen Namen bekommen. 1390 ist erstmals von einer eigenständigen Nikolauskapelle die Rede. Von der ehemaligen Burg Ahorn ist nur noch die Kapelle mit ihren romanischen Rundbogenfenstern erhalten. Der kleine spätgotische Chorraum wurde vermutlich um 1450 angebaut, da von 1451 eine Altarweihe urkundlich überliefert ist. Im Jahr 1557 erwarben die Herren von Rabenstein die Burg Rabenstein. Die Kapelle diente ihnen von nun an als Burgkirche. Als die beiden Söhne des Johann Peter Albrecht von Rabenstein an den Blattern verstarben, ließ er die Kapelle bis 1723 zu ihrem Gedächtnis herrichten, und verlieh ihr damit ihr heutiges Aussehen. In den nach 1743 einsetzenden Streitigkeiten um das Patronatsrecht kam es soweit, dass die Pfarrer aus Kirchahorn zeitweise nicht mehr auf den Klausstein durften. Nach dem Dorfbrand von Kirchahorn feierte jedoch die Gemeinde Kirchahorn bis 1824 ihre Gottesdienste in der Klaussteinkapelle. Auch wenn die Kapellenstiftung und die Kirchenstiftung Kirchahorn weiterhin getrennt blieben, hat die Kapelle für die Kirchengemeinde in den Folgejahren eine immer größere Bedeutung erlangt und wurde zum wichtigen Gottesdienstort der Gemeinde. Als 1958 das Wohnhaus neben der Kapelle brannte, konnte mit großem Einsatz und Gottes Hilfe ein Übergreifen der Flammen auf die Kapelle verhindert werden. Von 1962 bis 1964 wurde die Kapelle umfassend renoviert. Dabei wurden einige Fresken aus romanischer und gotischer Zeit freigelegt. Deren Restaurierung wäre damals kaum möglich gewesen, weshalb sie aus konservatorischen Gründen übertüncht wurden. Eine weitere Renovierung erfolgte in den Jahren 2014 bis 2016.

Vor dem kleinen gotischen Chorraum, der heute als Sakristei dient, erhebt sich ein für Kirchen im markgräflichen Stil typischer Kanzelaltar, Die Verkündigung des Wortes Gottes und die Feier des Sakraments des heiligen Abendmahls gehören zusammen und stehen im Mittelpunkt der sich versammelnden Gemeinde. Kleine Engel laden zum heiligen Abendmahl ein. Gefertigt wurde der Altar vom Auerbacher Bildschnitzer Michael Doser. Gekröhnt wird der Kanzelaltar mit der Darstellung der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor: In der Mitte Jesus im Gespräch mit Mose (l.) und Elia (r.), darunter Johannes, Petrus und Jakobus umgeben von zahlreichen Engeln. Vier seitlich stehende Engel sowie vier große Engel in Höhe der Kanzel, die die Erzengel Raphael, Michael, Uriel und Gabriel darstellen, tragen die Leidenswerkzeuge der Kreuzigung Christi (Leiter, Stock, Hammer, Geißelsäule, Kelch, Kreuz und Nägel, Stab mit Schwamm, Dornenkrone). Sie spiegeln zusammen mit der in der Predella befindlichen Inschrift „Jesu Leiden, Schmerz und Pein soll mein Trost im Sterben sein.“ den Schmerz des letzten Rabensteiners über den Tod seiner beiden Söhne. Der Kanzelkorb zeigt das Pfingstgeschehen und steht damit zugleich in Verbindung zur Einweihung der Kapelle am Pfingstfest 1723. Auffallend ist die in evangelischen Kirchen eher selten anzutreffende Darstellung der erhöhten Maria inmitten der Jünger. Die im Jahr 1739 von Daniel Felix Streit aus Kulmbach gebaute Orgel zählt zu den wenigen im ursprünglichen Zustand erhaltenen Orgeln mit verkürzter Oktav im Pedal. In der Krönung des Prospekts weist sie mit dem Raben auf den Stifter der Kapelle.

Die farbliche Fassung des Altars und der Orgel von Friedrich Herold sowie dessen achtzehn Emporenbilder mit Szenen aus dem Leben Jesu enstanden erst 1739 zusammen mit dem Deckengemälde. Mit diesem findet sich ein weiteres charakteristisches Merkmal der in jener Zeit entstandenen Markgrafenkirchen und Kirchen im markgräflichen Stil: der offene Himmel. Nicht nur, dass mit dem Gemälde die Decke geöffnet erscheinen soll. Der offene Himmel findet sich auch inhaltlich in der Darstellung der Anbetung der Hirten. Durch Christi Geburt hat sich der Himmel geöffnet und Gott gab sich mit seiner großen Liebe zu erkennen. Zugleich wird mit der Verlegung des weihnachtlichen Geschehens vor einer Höhle ein Bezug zum Ort der Kapelle oberhalb der Sophienhöhle und damit zu allen Besuchern der Kapelle geschaffen: Euch ist der Heiland geboren!

Erst 2008 kam der stämmige von Pfarrer Wolfgang Remshard geschaffene Taufengel in die Kapelle. Auf dem Deckel ist das Kreuz als Lebensbaum auf der Weltkugel dargestellt. Zusammen mit den vier angedeuteten Paradiesflüssen wird erinnert, dass das Heil Gottes seiner ganzen Schöpfung gilt.

Neben dem Kanzelaltar steht eine Figur des Heiligen Nikolaus, den Namenspatron der Kapelle. Vermutlich entstand sie um 1480. Mit den drei goldenen Kugeln erinnert die Figur an die bekannteste Legende, die vom Heiligen Nikolaus überliefert wird. Mit einem Teil seines geerbten Vermögens half er einen verarmten Witwer. In seiner Not hätte dieser beinahe seine drei Töchter auf die Straße geschickt, um das Nötigste für den Lebensunterhalt zu verdienen. Durch sein Handeln gilt der Heilige Nikolaus weithin als Vorbild eines umsichtigen und verantwortungsvollen Handelns, in dem ein Mensch die Not anderer wahrnimmt, und das ihm Mögliche tut, um zu helfen.